Einreichung zur Diplomarbeit von Ludwig Koch!
Trägerlose Abendkleider stehen bezüglich Wirksamkeit auf andersgeschlechtliche Partner an erster Stelle unter den femininen Körperbedeckungen, werfen aber für die Konstrukteure derselben mannigfaltige technische Probleme auf, die im Rahmen der nachstehenden Festigkeitsuntersuchungen zum mindesten andeutungsweise behandelt werden sollen.
Betrachten wir zunächst ein winzig kleines „Elementarteilchen“ in der Ebene A (Fig. 1). Die Summe der horizontal wirkenden Kräfte F1 und F2 sowie der vertikal wirkenden Kräfte GK (Gewicht des Abendkleides) und V (nach oben gerichtete Zugkraft des Stoffes) ist gleich null, das Teilchen somit im Gleichgewicht.
Bei einem gleichen Elementarteilchen in der Ebene B (Fig. 1) wird jedoch die nach unten wirkende GK (Gewicht des Abendkleides) nicht mehr durch eine aufwärts gerichtete Kraft kompensiert, weil kein Stoff mehr darüber liegt. Da aber aus sozialen Erwägungen heraus auch hier die Forderung nach dem Gleichgewicht der Kräfte besteht, kann nur noch die Reibung R zu Hilfe genommen werden. (R=f.N. wobei f=Reibungskoeffizient und N=Kraft, die senkrecht zur Unterlage wirkt). Sind einmal die Trägerin sowie der Kleiderstoff gegeben, kann f als konstant angenommen werden, somit muss in unserem Falle lediglich N vergrößert werden, um eine genügende Haftreibung zu erzielen. Am einfachsten geschieht dies durch Reduktion des Kleidumfanges in der Ebene B auf einen Wert, der kleiner ist als der Äquator der Trägerin.
UKleid < UTrägerin
Bei Abendkleidern mit tief ausgeschnittenem Rückendecollete treten an Stelle der Horizontalkräfte F1 und F2 schräg nach unten wirkende Kräfte M1 und M2 auf (Fig. 1)
Die gesamthaft nach unten angreifende Kraft wächst mit der Größe des Decollete-Anstellwinkels a und betr
ägt (Fig. 2)
Gtot=GK+2 x sin a x M1,2
Das Hochhalten des Abendkleides kann zunächst einmal durch einfache konstruktive Maßnahmen, wie Einbau von Drahtgestellen, Fischbeinfachwerken usw. gewährleistet werden, wobei der Sicherheitsfaktor
keinesfalls unter 50% liegen darf.
Öfters wird auf Grund der konstitutionellen Veranlagung der Trägerin die Tragstruktur selbst angeliefert (Fig. 3).
Fassen wir diese Tragstruktur als einseitig eingespannten Träger auf, so beträgt die wirksame Kraft F/2, da die Träger normalerweise paarweise auftreten. Als Folge der vorherrschenden Tendenz, den Angriffspunkt der Last von A in Richtung B zu verschieben, muss daher meist ein erhöhter Auflagendruck in Kauf genommen werden. Zu beachten ist ferner die Schubbeanspruchung S, welche auf den Querschnitt zwischen D und E wirkt und ein inneres Moment Mi hervorrufen kann.
Im Rahmen dieser kurzen Analyse kann jedoch leider nicht weiter auf diese Probleme eingegangen werden, ebenso wenig wie auf die Zug-, respektive Druckbeanspruchungen der Stofffasern zwischen A-C respektive C-D, wobei auch der Reißgrenze besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Gelegentliche Stoßbeanspruchungen Fst in Richtung C bedürfen ebenfalls noch eingehender Untersuchungen. Leider ist der seriöse Konstrukteur solcher Abendkleider weitgehend auf empirische Schätzungen angewiesen, da genügend Experimentiermaterial für ausgedehnte Versuchsreihen meistens nicht aufzubringen ist.